Der Tigerdackel

Der Tigerdackel oder  Tigerteckel ist eine im Grunde recht alte Farbvariation des Felles, ds durch das MerleGen erzeugt wird. Tigerdackel werden  bereits Ende des 19. Jahrhundert in den Urkunden des deutschen Teckelclubs erwähnt.

Jeder Tigerteckel ist ein Unikat, der in seiner Zeichnung sehr individuelle Merkmale aufweist. In Deutschland wird diese Form  noch recht wenig gezüchtet.

Mit freundlicher Genehmigung hier ein Text  von Frances Möller

Interessantes zur Tigerzucht

von Frances Möller

Nachdruck und Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin Frances Möller ©
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Die Gesundheit der bei uns gezüchteten Tiere hat absolute Priorität. Dieser Grundsatz unserer Zucht macht die Tigerzucht nicht gerade einfacher. Aber dieser Grundsatz sollte jeder Züchter als absolute Priörität beachten und wir dürfen hier auch keine Kompromisse schließen. Das „Warum“ möchte ich hier erklären:

Als ich diesen Artikel vor vielen Jahren anfing – war die Tigerfärbung bei vielen deutschen Züchtern verpönt – man wollte die Tiger nicht und so blieben die Wurfkisten auch „Tigerwelpen frei“… nur sehr wenige Züchter hatten über die Durststrecke der 80er und 90er Jahre noch Tigerwelpen – weil Sie diese Färbung selbst mochten und schätzten. Hier möchte ich vorallen Frau Krieger (Zwinger vom Schloß Ghersburg) nennen – die wunderschöne Langhaartiger zog . Mein Mann war rege mit ihr in Korrespondenz – denn er war von Anfang an den Tigern sehr zugetan! Und natürlich Familie Draewe (Zwinger vom Goldenen Gerstacker) – die im Kurzhaarbereich auch in den 90er Jahren Tiger gezüchtet haben und die uns quasi am Anfang unserer Zucht geholfen haben.
Ich schaute weiter im Kurzhaarbereich nach Züchtern die in den 50er, 60er und 70er Jahren Tiger züchteten – ich fand : Frau Sommer (Zwinger Comes domesticus), Herr Borggräfe (Zwinger von Ennepetal), Herr Kraft (Zwinger vom Bernbach), Herr Lindemann (Zwinger von der Saalequelle) , Herr Hey (Zwinger vom Hampel), Herr Jensen (Zwinger vom Todtem Moor) und nicht zuletzt SKH Prinz Rasso von Bayern (Zwinger von der Karlsburg) die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig- sondern – bis auf die Linie von der Karlsburg – wo wir es aus direkter Quelle erfahren haben- aus der Ahnenrecherche unserer Tigerlinie entnommen).
Tigerdackel gab es früher also schon – Ja ja sogar 1797 wurden sie schon in Deutschland erwähnt (Daglish 1960) Selbst Emil Ilgner – einer der Gründer des Deutschen Teckelklubs 1888 e.V. hatte einen Tigerdackel (genau einen Schwarztiger) mit Namen „Hannemann-Erdmannsheim“ den er 1894 vom Maler C. Reth malen lies und dieses Foto in seinen Buch „Der Dachshund“ (Verlag Neumann-Neudamm) veröffentlichte. Und man fand auch wirklich von Anfang an der Stammbuchführung Tigerdackel. (Quelle: Stammbücher des DTK )

Es stellte sich also schnell die Frage – warum die Züchter in Deutschland dann in den 1990er Jahren die Tigerzucht nahezu eingestellt haben.

Der Merlefaktor ruft ja das Muster der Fellfärbung hervor. Jetzt erst einmal einige wissenschaftliche Erklärungen: Bei der Merle-Färbung ist ein alleles Gen-Paar an der Vererbung beteiligt, bei dem die Dominanz unvollständig ist und das aus dem “Merle-Gen” M -sowie dem “Einfarbigkeits-Gen” m besteht.

mm= kein merle (schwarzrot, braun mit Abzeichen oder rot, keine Merle-Zeichnung)
Mm = heterozygot merle (mischerbig, Schwarztiger , Brauntiger oder Rottiger)
MM= homozygot merle (reinerbig, Weißtiger, Merle-Syndrom, weiß oder überwiegend weiß)

Ein korrekt gezeichneter merle-farbener Dackel ist also ein mischerbiger (heterozygoter) Merle: Mm . Reinerbige (homozygote) Merles (MM) werden auch Double Merles oder Weißtiger genannt und sind an ihrem äußeren Erscheinungsbild zu erkennen: Sie leiden oft unter dem sogenannten Merle-Syndrom und haben einen großflächigen Weißanteil bzw. sind überwiegend weiß und weisen fehlende Pigmentierungen auf. Diese Weißtiger können auch erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen aufweisen, um dies zu verhindern wird ein Schwarztiger (Mm) nur mit einen Nicht-Tiger (mm) verpaart.

[Heutzutage haben wir die Möglichkeit alle Hunde vor den Zuchteinsatz auf das Merlegen testen zu lassen – was bei einer Verpaarung mit einen Tiger auch per Zucht-und Eintragungsbestimmungen zwingend vorgeschrieben ist ( zu gutem Recht – wie sich herausstellte!).]

Für viele Züchter in den 90er Jahren war das Züchten damit ein zu heißes Pflaster und sie vermieden daher die Verpaarung mit einen Tiger. Die Forschung nahm sich vermehrt dem Merlegen an und man bat die Züchter zur Untersuchung ihrer Hunde und Welpen auf Taubheit oder Blindheit. Frau Draewe (Zwinger vom Goldenen Gerstacker) sagte uns damals – dass bei der Überprüfung ihrer Hunde und Welpen nicht ein tauber Welpe aufgefallen ist – ebenso bei den anderen Züchtern die maximal Schwarztiger gezüchtet hatten ( also auf Verpaarung Tiger x Tiger verzichtet haben). Wir liesen nicht locker und versuchten weitere Informationen zu sammeln.
Bei der Internetrecherche die ich auf der Suche nach neusten Informationen betreffs der Tigerzucht durchgeführt habe, ist mir eine Seite besonders ins Auge gefallen: „von der Musenhöhle“ – Kurzhaar-Zwerg- und -Kaninchenteckel Dort wird von Herrn Ganady vieles sehr ausführlich und interessant dargestellt. Einige auch für unsere Zucht interessante Aussagen möchte ich hier zitieren (mit meinen Worten und etwas zusammengefasst):

Wenn man sich alte Stammbücher vom Anfang des letzten Jahrhundert ansieht , dann fällt einen auf, das eine Reihe von Züchtern, die damals mit Tigerteckeln züchteten über Generationen hinweg starke Inzucht betrieben haben. Nur dadurch war es Ihnen offensichtlich möglich, Tigerteckelnachwuchs mit der womöglich noch sehr hellen Tigerung zu erhalten. Es kam bei solch einer Partnerwahl aber natürlich auch zu den unerwünschten „Nebeneffekten“ – wie Krankheiten ect. Aber man nahm diesen „Ausschuss“ bewusst in Kauf. Durch diese Vorgehensweise traten bestimmte Fehler wie Augenkrankheiten, Taubheit, mangelndes Gleichgewichtsempfinden, geringere Vitalität der Welpen usw. häufiger in der Tigerzucht auf, was letztendlich zu einer Menge Vorurteile in Bezug auf die Tigerzucht geführt hat ( manche haben sie sogar in den Bereich der Qualzucht eingeordnet). Allerdings kann dies nicht wirklich wissenschaftlich bewissen werden, da selbst in wissenschaftlichen Untersuchungen diese Zusammenhänge mit der verstärkten Inzucht (erhöhter Inzuchtkoeffizent) in Bezug gebracht werden! (Klinckmann 1987)[siehe auch hier].

Nun stammen aber alle in Deutschland lebende Tiger von den deutschen Tigerteckeln ab, die 1945 überlebt haben, so wie von Tigerteckeln aus England, die schon immer mit den deutschen Tigerteckeln verwandt waren. Aber auch die niederländischen oder russischen Züchter sind ähnlich verfahren – bzw. verfahren noch immer so. Es besteht also eine gewisse Gefährdung!

Was kann ich als Züchter mit diesen Vorwissen dagegen unternehmen?
Herr Ganady führt weiter aus ( und wir schließen uns ihm an): Die Veranlagung für die Erbkrankheiten kann mit vererbt werden- aber die Weitergabe erfolgt nicht zwangsläufig! Bei jeder Vereinigung einer Eizelle mit einer Samenzelle geht die Hälfte der Summe des Erbgutes verloren. Hier liegt die Chance des Züchters! Durch geeignete Partnerwahl können ungewünschte Eigenschaften wieder negiert werden. Aber dazu braucht man züchterische Erfahrung, Intuition , viel Geduld und – nicht zuletzt Glück !
Und nicht zuletzt : Die Tigerung vererbt sich (intermeditär) dominant – die meisten Erbkrankheiten jedoch vererben sich rezessiv! (beide Elternteile müssen somit Träger für die Krankheit sein) . Nun wir wollen aber auch Tiger in unserer Wurfkiste … eine zu enge Verpaarung
( Inzucht) wollen wir aber auch nicht – Was also machen??

Dazu möchte ich noch ein bischen in die Theorie ausholen – die gesamte Vererbung der Tigerung ist selbst von Fachleuten noch nicht 100%ig verstanden – aber einiges weiß man schon: Die Tigerung – oder benennen wir es wissenschaftlich korrekt als „Merlefaktor“ ist im allgemeinen als unvollkommen dominanter (intermeditär dominant) Erbfaktor mit Großgenwirkung und breiter phänotypischer Variabilität bezeichnet (Wegner,1975).
Der Merle-Faktor beruht auf dem Merle-Gen im Erbgut des Hundes und ist eine Mutation des Silver-Locus (Pmel17), welches beim Hund auf dem Cromosom CFA 10 ist. Man weiss, dass das Merlegen NUR Eumelanin-Haltige Fellbereiche aufhellt und Fellbereiche die aussschließlich Phäomelanin beinhalten unberücksichtigt läßt. Was heißt das nun? Eumelanin ruft die schwarze Fellfarbe hervor- weiterhin werden durch eine weitere Mutation des
Braun-Locus -schwarrze Fellbereiche zu braunen Fellfarben verändert. Wir halten also fest- nur diese Farben – die auf den Eumelanin beruhen können vom Merle-Gen aufgehellt werden.
Wenn auf den Extensions-Locus das Allel „e“ ( englisch recessive yellow = rezessives rot) steht, bewirkt dieses Allel, dass nur das Phäomelanin produziert wird und der komplette Hund gelb oder rot auf dem gesamten Körper erscheint und da Phäomelanin vom Merlefaktor nicht beeinflusst wird- kann auch die typische Merlescheckung nicht beobachtet werden. Das bedeutet, dass rote Hunde das Merlegen verdeckt oder kryptisch tragen können.
( also phänotypisch wie Nicht-Merle aussehen, tatsächlich aber heterozygot Merle tragen (Mcm )und es auch vererben können). Dazu unten noch mehr.
[ Quelle: Wikipedia]

Die Verpaarung von Merle x Merle – Teckeln ist heutzutage per Tierschutzgesetz mittlerweile verboten und auch in unseren Zucht- und Eintragungsbestimmungen ist dies mit guten Grund verankert. Sogenannte Weißtiger sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mit gesundheitlichen Problemen behaftet. Es gibt keinen Grund dies in Frage zu stellen! Die erforderliche Untersuchung per Gentest auf den Merlefaktor hin ist daher gerechtfertigt. Mittlerweile stimmen wir auch dafür, das alle Welpen die aus einer Merleverpaarung ( Mm x mm) stammen bezüglich des Merletestes zu untersuchen sind. Es sind im Kurzhaarbereich in den letzten Jahren Kryptische Tiger ( Mcm) aufgetaucht- die keine rote Fellfärbung aufweisen. Diese Tatsache beunruhigt uns sehr und macht die Testung bei Zuchteinsatz zwingend erforderlich!

Das Thema Kryptische Tiger wird in Dackelkreisen momentan sehr kontrovers disskutiert – einige Züchter sehen es als harmlos an – andere ( zu diesen zählen wir) – betrachten es mit Skepzis und Bedenken. Die Forschung ist diesbezüglich noch nicht ausgereift. Wir müssen also abwarten.
Da wir aber dies wissen – haben wir uns bewusst gegen die Verpaarung Tiger x rot entschieden – auch wenn unsere Hunde keine rezessíven Roten sind.
Denn so könnten auch die Kryptischen Merle entstehen. In anderen Zuchtverbänden – die sich mit solchen Verpaarungen schon auseinander gesetzt haben – können wir hier durchaus lernen – verpaart man kryptische Tiger miteinander – entstehen auch „normale“ Tiger und auch Weißtiger – ein Punkt den wir nicht tolerieren.
Auch die Verpaarung rot x brau haben wir aus diesem Grund bislang unterlassen – denn so könnten die rezessiven Roten entstehen – auch wenn man sie gut erkennen kann und sie sicherlich kein Problem haben – möchten wir aus Verantwortungsgefühl dies nicht.

Als wir mit der Tigerzucht anfingen war vieles bei den Tigerdackeln noch nicht aufgetreten. Man vermiet Verpaarungen Tiger x Tiger und hatte genauso gesunde und vitale Welpen wie bei schwarzrot x schwarzrot .
Leider kann man mittlerweile dies nicht mehr ganz so unbedarft sagen. Viele Züchter haben um der gut gezeichneten Tiger ( helle Tigerung) einiges in Kauf genommen. Leider muss man sagen, dass auch das Hintergrundwissen vieler Neuzüchter einfach zu wünschen übrig lies. Ein fataler Umstand – den wir jetzt Rechnung tragen müssen.
Aber noch ist der Tigerteckel nicht rettungslos verloren – man sollte aber aus den Erfahrungen bei anderen Rassen lernen !

Zum Beispiel :
Ein weiterer Punkt – den man beachten sollte – wenn man verantwortungsbewusst mit den Merle-Faktor züchten möchte – ist, dass man das Scheckungsgen „S“ und das Dilute-Gen (engl. dilute „verdünnen“) oder Verdünnungsgen „d“ bei beiden Partnern ausschließen sollte. Warum?
Nun….
2015 habe ich ein Züchterseminar der Firma Laboklin besucht – Frau Dr. Lauker hielt dort unter anderen einen Vortrag über Farbvererbung und Genetik. Sie bestätigte eine Vermutung, die uns schon seit vielen Jahren aufgefallen ist: Hunde mit vermehrten Weissanteil sind wesentlich empfindlicher in vielen Bereichen. Frau Laukner führte auf diesen Züchterseminar aus, dass sie eine Verknüpfung von Merle- und Scheckunggen ( also weißen Platten, „Halskrausen“, und besonders weiß an den Pfoten) als äußerst problematisch betrachtet . Sie sagte, dass das weiße Haar nicht vom Merlefaktor beeinflusst wird – die Genorte aber von „weiß“ und „merle“ sehr eng bei den Genorten wo das“ Hören „und das „Sehen“ plaziert sind – es kann hier zu Kopplungen und Überlagerungen kommen- die dann Blindheit und Taubheit hervorrufen.
Auch scheint das Scheckungsgen mit den willkürlichen Erscheinen von kryptischen Tigern – die nicht rezessiv rot sind – zusammenzuhängen . Hier ist aber die Ursachenforschung noch in den Kinderschuhen. Für uns aber ein deutlicher Hinweis, dass wir das Scheckungsgen nicht mit Merle kombinieren wollen – auch wenn dadurch offensichtlich hellere Tiger fallen. Denn die Gefahr, dass man einer Krankheit Tür und Angeln öffnet ist nicht von der Hand zu weisen.

Ebenso ist das Verdünnungsgen gerade für kurzhaarige Rassen mit einen gesunden Misstrauen zu betrachten.
Einige sehr unangenehme und nicht heilbare Krankheiten sind mit den Verdünnungsgen verknüpft – so z.B. die CDA ( Color Dilution Alopecia ) – bekannt auch als „Blue Dog Syndrom“. Die Hunde leiden fürchterlich unter dieser Erkrankung !
( hier noch eine weitere Erklärung dazu: http://www.doggenetics.co.uk/problems.html#dilute

Wir müssen immer im Hinterkopf behalten, dass wir IMMER für das auch verantwortlich sind – was wir züchten! Bewusst eine Gefährdung der zukünftigen Welpen durch eine Krankheit in Kauf zu nehmen kommt aus züchterethischen Aspekten für uns nicht in Betracht und nicht zuletzt sind wir durch das
deutsche Tierschutzgesetz verpflichtet, Zuchtmethoden zu unterlassen,, die bei den Elterntieren oder Nachkommen durch das Zuchtziel bedingte Schmerzen ,Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verursachen (TSchG Art. 10)!

Nachdruck und Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin Frances Möller ©
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